Die Gründe, die zu der Straffälligkeit eines Menschen führen, sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Die Justizvollzugsanstalten stehen vor der Herausforderung, jedem Gefangenen die geeigneten Betreuungs- und Behandlungsmaßnahmen anbieten zu können. Die Bediensteten der Justizvollzugsanstalt Moers-Kapellen haben sich viele Gedanken gemacht, wie der Behandlungsauftrag des Strafvollzugsgesetzes in der hiesigen Anstalt erfolgreich umgesetzt werden kann. Ergebnis der Überlegungen ist eine Binnendiffernzierung, die es uns auf der einen Seite ermöglicht, spezialisierte Kräfte zu bündeln, auf der anderen Seite, jedem Gefangenen die Behandlungsmaßnahmen zukommen zu lassen, die seine Wiedereingliederung fördern.

Neben dem Zugangshaus gibt es Hafthäuser mit folgenden Schwerpunkten:

  • Gefangene mit besonderem Förderbedarf
  • Beruf und Ausbildung
  • Haftvermeidung / Haftreduzierung
  • Progressionsgefangene / Gefangene mit langen Haftstrafen
  • Mehrgenerationenhaus

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Dienste der Justizvollzugsanstalt Moers-Kapellen gestalten den Vollzug nach behandlerischen Gesichtspunkten. Für psychologische Beratung und soziale Hilfe der Gefangenen stehen in der Anstalt Spezialistinnen und Spezialisten verschiedener Fachrichtungen zur Verfügung.

Daneben kommt auch einer sinnvollen Freizeitgestaltung und der Entfaltungsmöglichkeit im Sportbereich eine besondere Bedeutung zu.

Psychologischer Dienst

Der Psychologische Dienst kümmert sich vorwiegend um diagnostische und behandlerische Aufgaben. Er prüft die Eignung der Gefangenen für den offenen Vollzug und bietet Einzelgespräche in verschiedenen Problembereichen an. Die Hilfestellungen reichen von Krisenintervention bis zu längeren beratenden sowie therapeutischen Arbeitsbündnissen und schließen auch die Vermittlung an externe Hilfspersonen ein. Dabei orientiert sich der Psychologische Dienst an einem Menschenbild, das geprägt ist von der Achtung für das Gegenüber und der Zuversicht, dass Veränderung gelingen kann.

Sozialdienst

Dem Sozialdienst der Justizvollzugsanstalt Moers-Kapellen stehen drei Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zur Verfügung. Die Bereiche Suchtberatung und Übergangsmanagement werden durch zwei Kolleginnen des Allgemeinen Vollzugsdienstes betreut.

Die allgemeine soziale Betreuung umfasst nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe

  • die Motivation zur Verhaltensänderung mit dem Ziel, gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten zu erlernen und umzusetzen,
  • die Beteiligung an Entscheidungen zum Verbleib im offenen Vollzug, der Erstellung des Vollzugsplanes und der Beteiligung an Entscheidungen zur vorzeitigen Haftentlassung,
  • die Förderung haltgebender sozialen Beziehungen,
  • die Vermittlung in externe Behandlungsangebote und
  • die Vorbereitung auf die Entlassung (Wohnraumsicherung und Wohnraumvermittlung, Abwicklung verschiedener Ämterangelegenheiten…).

Anti-Gewalt-Training

Anti Gewalt Training

Das Ziel des Anti-Gewalt-Trainings ist das Erlernen gewaltfreier Konfliktlösungsmöglichkeiten in der sozialen Gruppenarbeit. Zunächst soll den Teilnehmern das Vertrauen vermittelt werden, sich der Gruppe und den Trainern gegenüber zu öffnen. In den folgenden Sitzungen werden die Selbst- und Fremdwahrnehmung, die Körpersprache, der Umgang mit Aggressionen und Konflikten thematisiert. Die Gruppe erarbeitet verschiedene Konfliktlösungsmöglichkeiten und trainiert deeskalierendes Verhalten. Neben der Stärkung der Motivation zu friedlichem Verhalten werden die Folgen gewalttätigen Verhaltens für die Opfer und die Täter beleuchtet. Zum Ende des Trainings werden Möglichkeiten der Wiedergutmachung erarbeitet.

Das Training erstreckt sich über einen Zeitraum von 20-30 Zeitstunden, abhängig von der Gruppengröße, und wird in der JVA von einem Sozialarbeiter mit entsprechender Zusatzqualifikation und einem Bediensteten des Allgemeinen Vollzugsdienstes oder einem externen Experten regelmäßig angeboten.

Suchtberatung

Die individuelle Krise des Haftbeginns kann für Suchtgefährdete und -kranke der Zeitpunkt für eine Chance zur Veränderung sein. Daher ist die anstaltsinterne Suchtberatung bemüht, Gefangene möglichst frühzeitig zu Haftbeginn zu erreichen, um den Willen zu einer gesunden, selbständigen Lebensführung zu wecken und die Bereitschaft zur Veränderung zu fördern, um befriedigende und neue Lebenswege zu finden. Ziele der Betreuung und Behandlung von Gefangenen mit einer Suchtproblematik sind u.a. der Einstieg in die dauerhafte Konsumfreiheit sowie die Vermittlung und Anbindung an individuell geeignete ambulante und stationäre Angebote im Suchthilfesystem über die Haftzeit hinaus.

Unterstützende Angebote der anstaltsinternen Suchtberatung finden in Einzel- und Gruppenberatungen statt.

Die anstaltsinterne Gesprächsgruppe „Ausweg“ richtet sich an Konsumenten von Cannabis und Amphetaminen und erfolgt in ca. 8 Trainingseinheiten.

Die psychosoziale Betreuung der Substituierten findet ebenfalls in regelmäßigen Gruppengesprächen statt. Die Gruppenteilnehmer sollen in einer möglichst vertraulichen Atmosphäre ins Gespräch kommen. Sie erhalten Informationen zu den Themem Sucht und Umgang mit Drogen. Ziel ist, dass sie sich ihrer Probleme besser bewusst werden und so eine individuelle Standortbestimmung vornehmen können. Die Veränderungsbereitschaft ist zu fördern.

Freizeit und Sport

Bücherei der JVA
Boulebahn im Freigelände
Kraftraum in Haus E 2
Kraftraum in Haus E 2

Für den Bereich Sport und Freizeit ist die Freizeitkoordination zuständig. Unsere Zielsetzung ist es, den Inhaftierten zu einer sinnvollen Planung und Gestaltung der eigenen freien Zeit zu motivieren. Wir bieten Anregungen, unterstützen bei der Umsetzung und betreuen unsere Probanten bei Problemstellungen.

Inhalte im Freizeitbereich:

  • Teilnahme an Angeboten der VHS Krefeld und Moers in Anlehnung an den Vollzugsplan
  • Besuch von Konzerten, Vorträgen, Theatervorstellungen, Fachmessen, Musikkonzerten, Workshops und Museen im Ortsbereich
  • Nutzung der eigenen Bücherei mit Kontaktpflege zur Stadtbücherei
  • hausinterne Turniere in Spiel und Sport
  • kreative Beschäftigungen in der Anstalt
  • Angebote durch Fremdreferenten innerhalb der Vollzugseinrichtung
  • begleitete Ausgänge zu verschiedenen Veranstaltungen
  • erlebnispädagogischen Maßnahmen

Einen großen Teil der Freizeitgestaltung nimmt der Bereich Sport ein. Durch den Sport sollen Gesundheit, Koordination und Kondition der Gefangenen gefördert und verbessert werden. Darüber hinaus wird den Inhaftierten der hohe Freizeitwert des Sports vermittelt, die Gruppenfähigkeit gesteigert und Aggressionen abgebaut.

Sportbeamte mit Sportübungsleiterlizenz des Landessportbundes NRW und Fachübungsleiterlizenzen verschiedener Sportarten stellen ein ausgewogenes Angebot sicher. Es bestehen zahlreiche und regelmäßige Kontakte zu Gruppen und Vereinen außerhalb der Anstalt sowie zu anderen Justizvollzugsanstalten.

Inhalte im Sportbereich:

  • interne sportliche Aktivitäten
  • Förderung von Kontakten zu Sportvereinen außerhalb der Anstalt - gemeinsames Training und Vergleichkämpfe
  • Trainingsmöglichkeiten und Teilnahme an Meisterschaften im eigenen Verein oder Anbindung an ortsansässige Vereine
  • sportliche Begegnungen mit anderen Vollzugseinrichtungen oder anderen Behörden
  • Kontakt zum Landessportbund und zu den Fachverbänden (Fort- und Ausbildung)
  • Besuch von Sportveranstaltungen (Bundesligaspiele etc.) in Anstaltsnähe
  • interne Angebote zum Sportprogramm mit Kraftsport, Laufgruppen, Volleyball, Tischtennis, Tennis, Fußballtennis, Basketball, Dart, Schach und Softballtennis
  • Durchführung interner Meisterschaften und Turniere